Völlig losgelöst - unsere Papageien im Freiflug

Freifliegende Papageien, die auf Zuruf zurück kommen oder sich völlig selbstverständlich auf der Schulter durch die Gegend tragen lassen, ist wohl das Größte für jeden Papageienhalter. Mit entsprechender Vorbereitung ist das auch mit einigen dieser intelligenten Vögel machbar. Für Stella und Louis ist der Freiflug am Aviator (Fluggeschirr) nichts Neues. Sie haben dies bereits bei ihren Vorbesitzern gelernt. Daher haben wir das Glück, dass wir ihnen weiterhin diesen "Luxus" bieten können. Das freie Fliegen im Garten, wie oben auf den BIldern gezeigt, machen wir am liebsten während der Brutsaison. Dann ist die Bindung zur Voliere durch das Gelege stark genug, dass sich die beiden nie weit entfernen möchten.

Möchte man mit seinem Papagei den Freiflug praktizieren, muss er ganz besondere Eigenschaften mitbringen. Es kommt immer auf den Charakter des einzelnen Tieres an, in jeder Art und Gattung kann es solch geeignete Tiere geben.  Ebenso müssen einige Punkte trainiert werden, ohne die der Freiflug draußen nicht riskiert werden sollte. Keinesfalls sollte man sich von Internetvideos dazu verleiten lassen, seinen Vogel "mal eben" auf einem freien Feld ohne Sicherung fliegen zu lassen, auch wenn von einigen Haltern gerne suggeriert wird, dass der freie Flug für ein gesundes Papageienleben unbedingt erforderlich ist!
 
Folgendes muss zwingend gegeben sein:
  • Unbedingtes Vertrauensverhältnis vom Vogel zum Halter
  • Sitzen und getragen werden auf Schulter oder Arm
  • Generell entspannter Charakter - kein panisches Flüchten vor Neuem
  • Der Vogel muss auf Ästen oder an anderen Stellen abgesetzt werden können
  • Kommen und Schicken auf Zuruf
  • Verstärkung (Belohnung) anbieten, für die der Vogel gerne etwas tut
  • Freiwillig in die Voliere / Käfig zurückgehen (Zuhause = Sicherheit)
Sehr hilfreich bei der Vorbereitung auf den Freiflugs wäre außerdem noch:
  • Regelmäßige oder dauerhafte Unterbringung in einer Aussenvoliere (Witterungseinflüsse - Wind - Geräusche)
  • Erfahrungen mit dem Aviator (Fluggeschirr) im Freiland
  • Regelmäßige Transporte in einem Transportkäfig o.ä.
 
Dass die Papageien all dies in Ruhe und mit entsprechend häufigen Wiederholungen lernen sollten, ist selbstverständlich. Negative Erfahrungen sind dabei unbedingt zu vermeiden. Dies wäre zum Beispiel, Verfehlen oder Abrutschen beim Landen auf der Schulter oder Arm. Fehlende Belohnung. Negative Erfahrung mit zuviel Wind. Erschrecken des Halters vor dem Tier, wenn es landen will. Der Halter muss der "Fels in der Brandung" sein, der seinen Vogel IMMER  sicher auffängt! Gerade dieses Anfliegen und sichere Landen sollte vorher möglichst häufig geübt und von Halter und Vogel sicher beherrscht werden!

Für den ersten freien Flug sollte man sich eine ruhige Wetterlage und eine möglichst übersichtliche Stelle aussuchen. Ideal wäre, wenn dieser Platz bereits vorher mit dem Aviator besucht würde. Möglich wäre es auch, einen Peilsender oder GPS Tracker anzubringen, um im Falle des Falles den Vogel wieder finden zu können. Diesen kann man, wie in unserem Fall, an einem Aviator ( umgebaut ohne Leine) auf dem Rücken anbringen. Alternativ gibt es Klemmen, die man an eine Schwanzfeder klemmen kann, um den Peilsender einzuhaken. Die Klemmen verbleiben an der Feder und fallen dann bei der nächsten Mauser mit ab.

In den allermeisten Fällen kann Freiflug in dieser Form aber vom Haltern gar nicht ermöglicht werden. Es einfach mal auszuprobieren, ist jedenfalls keine gute Idee! Aber es gibt Alternativen. Hat man den Platz und die Möglichkeiten für den Bau einer sehr großen Aussenvoliere kommt man durchaus schon in den Genuß, seine Vögel hin und herfliegen zu lassen. Es gibt auch einzelne Fälle, bei denen die Halter ihren Tieren diesen begrenzten Freiflug in einem durch ein Netz gesicherten Garten anbieten konnten. Eine weitere Möglichkeit wären große Gebäude oder Hallen, die man nach Beseitigung aller Verletzungsgefahren dafür nutzen könnte.

Allerdings ist bei der Gewährung von regelmäßigem, großzügigen Freiflug zu berücksichtigen, dass sich der Papagei an dieses Bewegungsangebot gewöhnen wird. Der Freiflug wird nicht nur seinen Körper, sondern auch sein Selbstbewußtsein enorm stärken. Kann ihm dann diese Lebensqualität durch Zeitmangel oder fehlende Bezugspersonen nicht gewährt werden, ist es möglich, dass er seine überschüssige Energie in Form von Aggressionen abbauen muss.